Verhaltenstherapie – Selbstmanagement-Therapie

Die Selbstmanagement-Therapie geht zurück auf F.H. KANFER, einem Pioneer der kognitiven Verhaltenstherapie, der sich insbesondere mit der Theorie und Praxis menschlicher Selbstregulation und Selbstkontrolle befasst hat. Dieses Konzept stellt das Ziel der Anleitung des Individuums zu Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Selbstmanagement in den Mittelpunkt, wobei alle aktuellen Erkenntnisse der Psychologie in Theorie und Praxis für wirksame Veränderungsprozesse genutzt werden.

Hauptziel ist – gemäß dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ – den Patienten zu unterstützen, die Verhaltensänderungen zu vollziehen und neue bzw. zusätzliche Fähigkeiten in der Selbstwahrnehmung und in der Beziehungs- und Lebensgestaltung zu erwerben.

Im Folgenden einige der wichtigsten Kennzeichen der Vorgehensweise in der modernen Selbstmanagement-Therapie  (teilweise zitiert nach den bereits o.g. Autoren F.H. KANFER und D. SCHMELZER, 2005):

Oberstes Ziel: Anleitung zum Selbstmanagement

  • Menschenbild: der Mensch strebt nach Selbstregulation, Autonomie und Eigenverantwortung
  • Wichtigste Instrumente der Therapie: Vermittlung von Fertigkeiten zur Lebensgestaltung und zum Analysieren und Lösen von Problemen
  • Patienten arbeiten und entscheiden mit, es ist ihre Therapie, es geht um ihre Ziele in ihrem Leben
  • Fokus: tatsächliches Leben „draußen“

Umfassender Begriff von „Verhalten“

  • Sowohl äußerlich beobachtbares Verhalten als auch innere Vorgänge wie Gedanken, Gefühle und biologisch-körperliche Reaktionen sind wichtig
  • Immer wirken biologische, psychische und soziale Faktoren zusammen (bio-psycho-soziales Modell)

Therapie als aktiver Lern- und Veränderungsprozess

  • Was erlernt ist, kann auch verlernt werden – auch Neu- oder Umlernen ist möglich
  • Lernen durch aktives Handeln am konkreten Problem (erfahrungsorientiertes Lernen, oft wirksamer als Lernen durch Einsicht)
  • Optimale Gestaltung der Behandlung durch ein Modell des Problemlösens in Schritten –

Konkretes Vorgehen:

  1. IST-Situation klären – Beschwerden, Klärung dahinter stehender Grundkonflikte, z.B. bei Panikstörung Ängste vor Ablösung aus   beengenden Beziehungen zu Partner/in oder Eltern
  2. SOLL-Situation als Ziel definieren – z.B. Angstfrei sein und eigenständiges Beziehungsverhalten
  3. Suche nach Lösungen – als Wege vom IST zum SOLL und Abwägen verschiedener Möglichkeiten, therapeutischer Techniken (z.B. Angstkonfrontation und Veränderung des bisherigen Denkens und Fühlens im Beziehungsverhalten)
  4. Praktische Umsetzung der Lösungsschritte
  5. Erfolgsbeurteilung: weiter so oder Alternativen prüfen?

Rolle des Therapeuten

  • Die Therapeuten sind Änderungsassistenten, Problemlösebegleiter und Vermittler von Fähigkeiten, geben Informationen, Anregungen und Anstöße
  • Die Therapeuten bieten zu Beginn der Behandlung das nötige Verständnis, Unterstützung und Führung – im Zuge der therapeutischen Fortschritte übergeben sie zunehmend ihren Patienten die Initiative und Verantwortung

Selbsthilfe-Literatur:

Wegweiser Verhaltenstherapie: Psychotherapie als Chance.
F.H. KANFER & D. SCHMELZER, Springer-Verlag 2005

Fach-Literatur:

Selbstmanagement-Therapie: Ein Lehrbuch für die klinische Praxis.
F.H. KANFER, H. REINECKER & D. SCHMELZER, Springer-Verlag 2006